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Wir müssen an die Zukunft denken, Daten leben lang

Daten leben lang! 

Eine Rentenversicherung beginnt mit der Einzahlungsphase mit dem Berufsstart, bei vielen Menschen also, wenn sie 16 Jahre alt sind. Circa 50 Jahre später beginnt dann die Rentenphase, die bis zum Tod dauert. Nach dem Tod sind die Unterlagen noch einige Jahre verfügbar zu halten. Damit kann ein Datensatz über 100 Jahre benötigt werden.

Ein anderer Fall, zu dem es sogar eine Gerichtsentscheidung gibt, sind Sparbücher. Ein Sparbuch war vor vielen Jahrzehnten verschwunden, wohl für ungültig erklärt worden und das Guthaben wurde auf ein anderes Konto übertragen. Viele Jahre nach dem Tod des Inhaber tauchte das nicht als „ungültig“ gestempelte Sparbuch wieder auf. Die Bank konnte nicht anhand ihrer Unterlagen beweisen, dass das Sparbuch für ungültig erklärt worden war und musste an die Erben das Guthaben inklusive der Zinsen auszahlen.

Auch in anderen Bereichen müssen Daten sehr lange leben. Mit der Entwicklung des Airbus A300 wurde 1970 begonnen, die letzten Maschinen werden voraussichtlich 2050 ausgemustert. Mit der Entwicklung des US Bombers B52 wurde 1946 gestartet, die letzten Maschinen in den 1960er Jahren gebaut und sollen auch bis 2050 einsatzfähig bleiben. Beide Flugzeugen wurden noch auf Papier konstruiert.

Rechnen wir die Zeiträume aus der Vergangenheit für einen heute ins Berufsleben tretenden Menschen oder ein heute neu entwickeltes Flugzeug hoch, sind die heute erfassten Daten noch in 100 Jahren in operativen IT-Systemen zu finden und müssen bei einer Umstellung migriert werden. Papierzeichnungen gibt es hier nicht mehr.

In den Anfangstagen der IT waren die Datenstrukturen fest in den Anwendungsprogrammen verdrahtet. Heute findet man dieses noch in vielen hierarchischen Datenbanksystemen, deren Grundlagen in eben diesen Anfangstagen der IT gelegt wurden. Das wir diese Form der Datenspeicherung heute noch finden liegt an dem Aufwand, diese auf moderne Formen umzustellen.

Das Problem der Datenmigrationen bei Systemumstellungen wurde erkannt und die Daten nun in einer flachen Form so gespeichert, dass die Überführung auf ein neues Anwendungssystem vereinfacht wurde. Die Informationen über die Datenstruktur bleiben jedoch noch in den Anwendungsprogrammen.

Mit der Entwicklung der Relationalen Datenbanken wurde die Datenspeicherung und die Datenstruktur-Beschreibung ein eigenes System ausgelagert. Damit sind Datenmigrationen zwischen Anwendungssystemen, deren Entwicklungssysteme, Programmiersprachen etc. inkompatible sind, möglich. Auch muss der Entwickler, der die Daten überträgt, nicht die Programmiersprache des alten Anwendungssystem beherrschen.

Die Datenstrukturen, gerade bei komplexen Sachverhalten, so zu entwickeln und in einem Anwendungssystem umzusetzen, dass später, also in vielleicht 20 Jahren, eine Umstellung der Daten auf ein neues Anwendungssystem möglich ist, ist sehr anspruchsvoll und kostet damit Zeit und Geld.

Aus diesem Grund sind gerade im Bereich der Objekt-Orientierung Programmierung Frameworks entstanden, die ein Objekt speichern und bei Bedarf wieder hervorholen. 

Damit haben wir, was die Struktur der Datenspeicherung angeht, den gleichen Zustand wie in den Anfangstagen der IT. Nur wusste man es damals vielleicht nicht besser, auf jeden Fall war damals von der zur Verfügung stehenden Hardware die Speicherung in Datenbanken nicht möglich gewesen.

Falls in 5 oder 10 Jahren die Daten (Objekte, also Dinge, die über EINE Programmiersprache beschrieben sind) auf eine andere Plattform zu übertragen sind, wird es sehr schwierig werden, ähnlich wie in der Vergangenheit die Ablösung einer hierarchischen Datenbank (z.B. IMS) durch eine Relationale Datenbank (DB2). 

Wenn man keine Rentenversicherungen oder Sparbücher verwaltet oder keine Flugzeuge konstruiert, warum soll man dann auf die Migration der Daten achten? Fast jedes IT-System verwaltet Verträge oder erfasst Sachverhalte, die zu Verträgen gehören. Und Vertragsunterlagen sind schon aus Steuerrechtlichen Gründen einige Jahre nach Beendigung des Vertrages aufzubewahren und einem Prüfer zur Verfügung zu stellen. 

Als muss man entweder das alte IT-System mit den Alt-Daten zumindest 10 Jahre nach dem „Abschalten“ am Laufen halten, oder eben die Daten migrieren. Die Daten aus den aktuellen Verträgen müssen sowieso migriert werden, also übernimmt man auch die Daten von Verträgen, die vor 9 Jahren ausgelaufen sind.